Die Anfänge des Arbeiterfechtsports in Wien reichen zurück ins Jahr 1902, als der "Allgemeine Turnverein Wien", einer der Gründungsvereine des späteren WAT (Wiener Arbeiter-Turnverein), erstmals Fechtsachen anschaffte. Bis zur Aufnahme eines geregelten Fechtbetriebes im WAT dauerte es aber noch fast weitere 30 Jahre. In der geschäftsführenden Ausschusssitzung des ASKÖ vom 20. November 1928 beantragte Hans Gastgeb, der damalige Sekretär des ASKÖ, Durchführung und Ausübung des Sportfechtens innerhalb des ASKÖ dem Wiener Arbeiter-Turnverein zu übertragen. Im Dezember 1928 wurde die Fechtsparte des WAT gegründet, sie trainierte im Turnsaal der Schule Johannesgasse 4A. Der monatliche Mitgliedsbeitrag betrug 5 Schilling, dafür wurden Masken und Floretts hergeborgt, nur die Fechtjacke musste man sich selbst besorgen. Verantwortlich für den Aufschwung der WAT-Fechtsektion war ihr Fechtmeister Major Oskar Zambach, der sein Fechtmeisterdiplom am Wiener Neustädter Militär-Fecht- und Turnlehrerkurs erworben hatte. 1931 gab es bereits ca. 50 Fechter beim WAT, Leiter der WAT-Fechtsparte war 1929 Erwin Hettler. Die Fechter waren vor 1934 Arbeiter der verschiedensten Berufe (z.B. Schlosser, Goldschmiede, Wäschezuschneider). Es gab schon in der WAT-Fechtsparte der Zwischenkriegszeit einige gute Fechter, wie z.B. den Glasbläser Rudalitsch, Erwin Hettler, Steringer und Walter Schulz. Am 13. Februar 1934 erfolgte die Auflösung des WAT durch den austrofaschistischen Ständestaat, was auch das vorläufige Ende der WAT-Fechtsparte bedeutete.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es Walter Schulz und der WAT-Funktionär Kratky, die 1946 das Fechten im WAT wiederbelebten. Die WAT-Fechter hatten ihr Trainingslokal zunächst in Wien-Neubau, in der Zieglergasse 25. Schulz konnte wieder den Fechtmeister Oskar Zambach, der inzwischen Oberstleutnant geworden war, für den WAT gewinnen. Nach dem Tode Zambachs 1951 wurde General Franz Krätzer Fechtmeister beim WAT. Krätzer (1886-1967) war wie Zambach diplomierter Fechtmeister der Wiener Neustädter Instituts.
1947 übersiedelte die WAT-Fechtsparte in das Kellergewölbe des beschlagnahmten und dem WAT-Wieden zugewiesenen Hauses des Ersten Wiener Turnvereins in der Schleifmühlgasse 23, wo immerhin
ein zweimal wöchentliches Training möglich war. Mit der Übersiedlung in den 4. Bezirk war die neue Bezeichnung als Fechtsparte des WAT-Wieden verbunden. 1962 übersiedelte man in den
Turnsaal der Volksschule Graf-Starhemberg-Gasse 8, wo unser Verein auch heute noch untergebracht ist.
Während sich die Arbeitersportbewegung der Zwischenkriegszeit als "Gegenwelt" zum bürgerlichen Sport verstand, das Wettkampfprinzip ablehnte und statt dessen dem Breiten- und Massensport
den Vorzug gab, sprach sich im April 1946 die Länderkonferenz des ASKÖ in Bruck an der Mur für eine Zusammenarbeit mit anderen Sportverbänden und für Sportverkehr mit bürgerlichen Vereinen
auf gesamtsportlicher Basis aus. Somit trat auch die WAT-Fechtsparte dem Österreichischen Fechtverband bei und beschickte diverse Fechtturniere. Funktionäre des WAT arbeiteten im Wiener
Landesfechtverband gleich nach dessen Gründung 1950 mit: Walter Schulz war 1950-1952 Obmann-Stellvertreter, Otto Sokopp (seit 1950 Leiter der WAT-Fechtsparte) von 1957-1973 Obmann des WLFV.
Von 1995 bis 2010 war Anatole Richter sen. Präsident des WLFV.
Am 26. Februar 1949 wurde die erste ASKÖ-Bundesmeisterschaft im Fechten nach dem Zweiten Weltkrieg ausgetragen. Sie wurde vom WAT-Wieden durchgeführt, Edwin Kunz siegte im Florett vor Walter Schulz und Walter Wolfsbauer. Auch beim großen ASKÖ-Bundessportfest zur Feier "100 Jahre ASKÖ" im Juli 1992 in Wien wurden ASKÖ-Bundesmeisterschaften im Fechten mit russischer Beteiligung ausgetragen, wobei die WAT-Wieden-FechterInnen Wolfgang Gasser (Herrenflorett), Julia Dereky (Damenflorett), und Eva Maria Mayer (Damendegen) ASKÖ-Bundesmeister wurden.
Auf Wiener Landesebene konnte der WAT-Wieden erstmals 1954 (in der Gesamtwertung des Wiener Pokals wurde Anneliese Laube Zweite im Damenflorett und Hans Herz Erster im Herrenflorett) und 1955 (Sieg von Herz in der Wiener Meisterschaft im Herrenflorett, dritter Platz von Stallhofer bei den Damen, Sieg von Laube in der Gesamtwertung des Wiener Pokals im Damenflorett) größere Erfolge erzielen. Österreichweite Erfolge erfochten erstmals 1955 Hans Herz im Herrenflorett und Laube bei den Damen, die bei den Meisterschaften von Österreich den vierten bzw. siebenten Platz belegten. Die ersten Medaillen für den WAT-Wieden bei Staatsmeisterschaften errangen 1957 die Herrenflorett-Mannschaft und 1959 Udo Birnbaum im Degen-Einzel (jeweils 2.Platz).
General Krätzer zog sich im Herbst 1959 von seiner Lehrtätigkeit zurück. Danach waren im WAT die Fechtmeister Mehmet Rezulovich, Herwig Kastner und Aladar Kogler tätig. Von 1963 bis 1968
fungierten Otto Sokopp, Kurt Hengl und Udo Birnbaum als Trainer. Seit ca. 1980 ist Anatole Richter sen. Trainer der WAT-Wieden-Fechtsparte, er wird in seiner Arbeit von Gertrude Spazierer
unterstützt.
Nachdem OAR Otto Sokopp Ende der siebziger Jahre die Leitung der WAT-Fechtsparte zurückgelegt hatte, folgte ihm kurzzeitig Heinz Norer in dieser Funktion, seit 1981 ist Anatole Richter
Spartenleiter.
In den achtziger und neunziger Jahren war der WAT-Wieden einer der besten Fechtvereine Österreichs überhaupt, dessen Damen und Herren sowohl im Degen als auch im Florett Erfolge aufzuweisen
hatten und haben.